Was uns das Wasser lehrt (aus China) 

Ein Weiser im alten Cina wurde einmal von einem seiner Schüler gefragt: "Du siehst immer auf diesen Fluss - was siehst du da eigentlich?"

Der Weise schwieg lange. Endlich sagte er: 

"Das Wasser lehrt uns, wie wir leben sollen. Wohin es fließt, da bringt es Leben - es teilt sich an alle auf, die seiner bedürfen. Es ist gütig und freigebig. Es versteht, die Unebenheiten des Geländes auszugleichen.
Es ist gerecht. Ohne zu zögern in seinem Lauf stürzt es über Steilwände in die Tiefe.
Es ist mutig.
Seine Oberfläche ist glatt und ebenmäßig. Aber es kann verborgene Tiefen bilden.
Es ist weise.
Felsen, die ihm im Lauf entgegenstehen, umfließt es.
Es ist verträglich.
Aber seine sanfte Kraft ist Tag und Nacht am Werk, um das Hindernis zu beseitigen.
Es ist ausdauernd.
Wie viele Windungen es auch auf sich nehmen muss, niemals verliert es die Richtung zu seinem ewigen Ziel, dem Meer, aus dem Auge.
Es ist zielbewusst.
Und so oft es auch verunreinigt wird, bemüht es sich doch unablässig, wieder rein zu werden.
Es hat die Kraft, sich immer wieder zu erneuern."
"Das alles", sagte der Weise, "ist, warum ich auf das Wasser schaue. Es lehrt mich das rechte Leben.“

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!
Ihre
Christine Franke, Pfarrerin in der Krankenhausseelsorge im Jüdischen Krankenhaus Berlin