„Entsetzt euch nicht!
Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“
Markus 16,6.

Liebe Leserin, lieber Leser, ein Schrecken in der Morgenstunde: Der Leichnam des Verstorbenen ist nicht da. Nicht da, wo er hingehört. Die Frauen, die zum Grab gingen, dürften zu Recht erschrocken gewesen sein. Außer dem leeren Grab nur ein junger Mann in einem weißen Gewand, der zu ihnen sprach: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Werden die Worte geholfen haben? Zumindest sind die Frauen nicht allein. Da ist jemand, der mit ihnen redet. Ein Mensch, ein Engel vielleicht, der an ihrer Seite ist. Am Ort der Toten sind sie nicht sich selbst überlassen. Aber eine Frage dürfte geblieben sein: Wo ist er denn jetzt? Diese unausgesprochene Frage der Frauen könnte die der Christenheit sein. Wo ist der denn jetzt, der „alle Tage“ bei uns seien wollte? Eine mögliche Antwort kann lauten: Er ist da, wo zwei sich halten. Wo Menschen sich nicht aufgeben. Einander nicht aufgeben. Die Sache gemeinsam durchstehen.
In einer Einsatznachbesprechung sagte ein Feuerwehrmann: „Ich habe Björn nicht losgelassen“. Die beiden waren als Angriffstrupp in einem brennenden Haus. Es war völlig verraucht. Die Hand vor den Augen war nicht zu sehen. Dazu die Hitze, das Knacken und das ungute Gefühl: hier drinnen ist noch jemand. Einer wird vermisst. Sie kamen kaum vorwärts, mussten immer wieder zurück. Der Anwohner war nicht mehr lebend zu retten. Deshalb gab es die Nachbesprechung. Aber die beiden hatten alles versucht. Und sie sind beieinandergeblieben, um sich Schutz und Orientierung zu geben. Zwei Männer, die sich halten. Die anderen in der Runde mussten schmunzeln. Aber jeder wusste, was gemeint war: So hatten sie es ja auch alle gelernt. Die beiden haben alles versucht und sich dabei gegenseitig Schutz gegeben. Gott ist bei denen, die sich halten: Wo zwei sich zusammenraufen, die vorher im Streit waren, wo zwei sich Mut machen, wo zwei durch finstere Täler gehen – da ist Gott. 

Ihr Pfarrer Christian Leppler
Ev. Kirchengemeinde Glienicke-Nordbahn