10/05/2025 0 Kommentare
Zwischen Feuer und Frühling – Mitgefühl in Zeiten der Klimakrise
Zwischen Feuer und Frühling – Mitgefühl in Zeiten der Klimakrise
# Glaubensimpuls

Zwischen Feuer und Frühling – Mitgefühl in Zeiten der Klimakrise
„Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet.“ (Joel 1,19–20)
O je! denke ich da als Erstes – und: was für ein Monatsspruch für den schönen, den Frühlings-Wonnemonat Mai! Nicht gerade aufbauend … Aber leider dicht an unserer Realität, an den inzwischen praktisch ganzjährig spürbaren und tendenziell katastrophalen Veränderungen des Klimas und in der Natur. Dürren, Brände, Überflutungen, Stürme – weltweit gesehen reißt die Kette dieser jeweils verheerenden Ereignisse nicht ab.
Hier im Berlin-Brandenburgischen sind wir diesbezüglich immer noch ganz glimpflich davongekommen. Aber in den U-Bahn-Nachrichten lese ich, dass bereits jetzt – Anfang April – die Trockenheit und demzufolge die Waldbrandgefahr schon wieder bedenklich groß sind. Und es wird auch in diesem Jahr aus der Gefahr an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichem Umfang der Ernstfall entstehen – und wir werden es mit mehr oder minder großer Aufmerksamkeit, mit Erschütterung oder Gewöhnung zur Kenntnis nehmen.
Direkt tun können wir wohl meistenteils nichts. Aber – wie wäre es, für den Anfang, mit so etwas wie „bewusstem Mitgefühl“? Mit einem fühlenden Denken und/oder denkenden Fühlen in Richtung der Mitgeschöpfe, die unter den wesentlich von uns Menschen verursachten Veränderungen und den daraus folgenden Katastrophenereignissen zu leiden haben – den Pflanzen (Gras und Bäume), den Tieren und anderen lebendigen Organismen?
Aus dem prophetischen Klageruf (aus der Zeit um 400 v. Chr.) höre ich das heraus – und bin berührt von der Weite der Wahrnehmung: Für die Menschen gab es gewiss auch genug zu beklagen und zu betrauern unter den beschriebenen Umständen, aber dem Herrn rufend nahegebracht werden das vom Feuer verbrannte Gras der Steppen, die verbrannten Bäume, die lechzenden, verdurstenden Tiere. Man kann es ja auch nicht wirklich „auseinandernehmen und -halten“ – das menschliche und das viel umfassendere nicht-menschliche Leben, das das Erstere, nebenbei gesagt, überhaupt ermöglicht und trägt. Da braucht man nur an die Sauerstoffproduktion der laubtragenden Bäume zu denken, ohne die es um unsere Atemluft schlecht bestellt wäre.
Mit einer dahingehend geweiteten Wahrnehmung könnte – nein: kann ich neben dem Leiden in der Mitgeschöpflichkeit auch ihre Kraft und schier unerschöpfliche Tapferkeit bemerken und Trost und Hoffnung daraus ziehen: wie etwa auch in diesem Frühjahr das frische Grün sich Bahn bricht am Boden, die Bäume und Sträucher Blätter hervorbringen (und Blüten!), die Tiere aller Art längst sich wieder regen und vermehren. Ein Wunder – im Grunde. Eines, für das wir gar nicht ernsthaft und oft genug danken können.
Dagmar Tilsch
aus dem Gemeindebrief Kapernaum und Kornelius, Mai 2025: http://kapernaum-berlin.de/wp-...
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