02/07/2024 0 Kommentare
Neues Tauflied für die EKBO: Ein Interview mit dem Komponisten Dirk Thomas
Neues Tauflied für die EKBO: Ein Interview mit dem Komponisten Dirk Thomas
# Interview
Neues Tauflied für die EKBO: Ein Interview mit dem Komponisten Dirk Thomas
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat im vergangenen Herbst anlässlich der Taufinitiative #deinetaufe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einen Wettbewerb für Tauflieder ausgeschrieben.
Die Jury hatte über 180 Einsendungen zu sichten und hat nun sieben Gewinner in zwei Kategorien gekürt. In der Kategorie Text mit Melodie konnten komplett neue Lieder eingesendet werden, und in der Kategorie Text konnten Umdichtungen eingereicht werden. Die ursprünglich ausgeschriebene Kategorie Interpretationen wurde aufgrund der geringen Einsendungen gestrichen. Die offizielle Preisverleihung und Präsentation der Lieder erfolgt am 16.04.2023 um 18:00 Uhr in der Genezareth-Kirche Berlin, und der Gottesdienst wird live gestreamt. Die aus neun ehrenamtlichen und beruflichen kirchlichen Mitarbeitenden sowie Kunstschaffenden aus verschiedenen Bereichen außerhalb der Kirche bestehende Jury wählte die Gewinner aufgrund von Kriterien wie Originalität, zeitgemäße theologische Aussage, Singbarkeit der Melodie und geeigneter Tonumfang aus. Die Gewinner erhalten ein Preisgeld von 2.000 bis 250 Euro. Einer der Gewinner in der Kategorie Text mit Melodie ist der Liedermacher Dirk Thomas mit seinem Lied "Ich kenne dich von Anfang an".
Dirk Thomas ist hauptberuflich als Gemeindepädagoge tätig, ist aber nebenbei Texter, Komponist und Liedermacher. Dabei schreibt er nicht nur für sich, sondern bietet sogar personalisierte Lieder für besondere Anlässe wie Taufen, Hochzeiten, Geburtstage und Jubiläen an. Aus Informationen über die Person, die beschenkt werden soll, schreibt er ein einzigartiges Lied, das auf deren Hobbys, Talenten und Macken basiert. Er bietet eine Vielzahl von Musikstilen von Schlager bis Rock an. Das Lied wird professionell in seinem Homestudio aufgenommen, abgemischt und gemastert und kann auf Wunsch auf CD gebrannt oder als Download zur Verfügung gestellt werden.
Wir haben das große Vergnügen mit Dirk Thomas zu sprechen, dem Gewinner des 3. Platzes im o. g. deutschlandweiten Wettbewerb. Dirk Thomas ist im Kirchenkreis Nord-Ost tätig, der Teil der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist. Sein Erfolg im Wettbewerb hat nicht nur im Kirchenkreis, sondern auch in seiner Gemeinde in Hennigsdorf für große Freude und Stolz gesorgt. In unserem Interview werden wir mehr über Dirk Thomas und seine Leidenschaft für Musik erfahren.
Bodo Hinz:
Es ist großartig, dass wir spontan dieses Interview führen können. Ich freue mich darauf, mit Ihnen über Ihre Teilnahme am Wettbewerb und Ihr Lied und natürlich auch über Ihren Erfolg zu sprechen. Herzlichen Glückwunsch zum 3. Platz in einem deutschlandweiten Wettbewerb! Sie haben mir erzählt, dass Sie zuerst ein ganz anderes Lied komponiert haben, bevor Sie das Lied geschrieben haben, das den Preis gewonnen hat.
Dirk Thomas:
Ja, ich war auch ziemlich überrascht, vor allem, nachdem ich gesehen habe, wie viele Lieder eingereicht wurden. Und ja, ich bin sehr froh darüber. Der Wettbewerb wurde bei uns in Hennigsdorf am Schwarzen Brett ausgehängt. Ich dachte mir: "Mal sehen, ob mir etwas einfällt". Und dann war ich in Pankow als Krankheitsvertretung in der Hoffnungsgemeinde. Ich war ein bisschen zu früh da, und da stand ein Piano. Irgendwie kam mir dann eine Zeile in den Sinn. Ich setzte mich hin und begann zu schreiben, dann sprudelte es irgendwie los. Aber ich hatte beim Text noch ein bisschen zu kämpfen, also habe ich mich mit meiner Schwiegertochter in Hessen kurzgeschlossen. Als ich sie dann besuchte, haben wir den Text gemeinsam fertiggestellt. Und es wurde dann tatsächlich in das Liederheft aufgenommen, hat aber keinen Platz belegt.
Kurz nach Weihnachten war es dann, wie so oft, wenn der ganze Weihnachtsstress von einem abfällt: ich hatte immer noch Lieder aus den Krippenspielen und den Weihnachtsvorbereitungen im Kopf. Ich trällerte selbst Anfang Januar noch „Ich stehe an deiner Krippen hier“ vor mich hin - und dieses Lied hat den gleichen ersten Takt wie eine Melodie, die ich vor 35 Jahren komponiert habe. Als ich dann während meiner Vorbereitungen für die nächsten Kinderkirche-Stunden auf einen Bibeltext aus Jesaja 43 stieß, dachte ich: das könnte eine großartige Idee für ein Tauflied sein. Und dann war es in nur zwei Stunden komplett fertig. Der Rest meiner Familie sagte, als ich das Stück vor mich hin spielte, dass es "irgendwie total nach Kirche" klingt. Das muss wohl auch die Jury gedacht haben; es wurde beim Wettbewerb angenommen und hat den 3. Platz gewonnen. Scheinbar hat es genau den Geschmack getroffen.
Bodo Hinz:
Wird das Lied am 16. April in der Genezareth-Kirche in Neukölln von Ihnen live gespielt?
Dirk Thomas:
Bisher habe ich noch keine Rückmeldung dazu erhalten, außer dass ich eingeladen wurde und dass möglicherweise ein Interview oder ähnliches stattfinden wird. Ich gehe davon aus, dass die prämierten Lieder im Gottesdienst mit der Gemeinde gesungen werden. Die Ausschreibung war ja EKD-weit, und ich habe erst im Nachhinein mitbekommen, dass ich der einzige Preisträger aus der EKBO bin, wie mein Kollege Stephan Graetsch mir sagte: "Mensch, da bin ich froh, dass wenigstens einer "von uns" was geholt hat."
Bodo Hinz:
Wird das Liederbuch bis zum 16. April fertiggestellt sein?
Dirk Thomas:
Ja, das ist das Ziel. Das Liederbuch wird dem Thema Taufe gewidmet sein und enthält neben den drei prämierten Liedern auch weitere ausgewählte Stücke, die für eine Veröffentlichung geeignet sind.
Bodo Hinz:
Herr Thomas, welches Gefühl verbinden Sie persönlich mit dem von Ihnen komponierten Tauflied?
Dirk Thomas:
Also, als ich das Lied Pfarrer Bernhard Hasse aus Schildow zeigte, sagte er zu mir, dass ein Tauflied in Moll doch sehr ungewöhnlich sei. Weil aber "Ich stehe an deiner Krippen hier" ein Lied ist, das mich seit Jahrzehnten begleitet - ich habe es oft in Krippenspielen und Gottesdiensten verwendet und viele Erfahrungen damit gesammelt - fand ich es gar nicht abwegig. Witzigerweise war der alte Choral an Heiligabend nicht einmal Teil des Gottesdienstes, aber zwischen den Jahren und Anfang des neuen Jahres lief er mir ständig durch den Kopf. Dann kam der Text aus dem Buch Jesaja und ich dachte, dass er perfekt als Taufzusage geeignet ist. Daraus entstand dann mit meiner Melodie von vor 35 Jahren das neue Lied. In der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Hennigsdorf werden wir es beim Oster-Sonntags-Gottesdienst einbauen. Aber die Vorstellung, dass ich irgendwo in einem Gottesdienst sitze und dann das Lied gesungen wird, ohne dass ich es vorher weiß - das finde ich am spannendsten."
Bodo Hinz:
Können Sie uns etwas über Ihr Geschäft mit dem Liederschreiben erzählen? Sind Sie noch in diesem Bereich aktiv?
Dirk Thomas:
Also, was das Schreiben von Liedern auf Bestellung betrifft, das habe ich seit meinem Umzug in den Berliner Raum vor gut 5 Jahren nicht mehr gemacht. Das lief halt viel über Mundpropaganda. Aber ich schreibe Lieder schon seit meiner Jugendzeit, als ich in meiner Kirchengemeinde als ehrenamtlicher Helfer tätig war. Später, als Gemeindepädagoge, habe ich das auch oft eingebaut: wenn wir kein passendes Lied für ein bestimmtes Thema finden konnten, habe ich einfach eines geschrieben, oft zusammen mit den ehrenamtlich Mitarbeitenden. Später kamen dann sogar ganze Musicals dazu. Eines wurde auf dem Kirchentag in Bremen aufgeführt, und das letzte hier auf dem Kirchentag in Berlin 2017. Es gibt also einige Lieder, die nicht nur für mich allein geblieben sind.
Bodo Hinz:
Das klingt sehr interessant. Ich habe gehört, dass Sie auch Pop- und Rockklassiker auf Deutsch umschreiben. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Dirk Thomas:
Ja, das stimmt. Ich habe bekannte Pop- und Rockklassiker mit einem deutschen Text zu versehen. Es geht dabei weniger um eine Übersetzung als um das Gefühl des Liedes aufzunehmen und ihm durch den Text eine eigene Bedeutung zu geben. Deshalb nenne ich es "Umverdeutschung". Zum Beispiel habe ich den Song "Broken Hallelujah" von Leonard Cohen ins Deutsche verwandelt und auf YouTube veröffentlicht. Der Song hat komplett gemischte Kritiken bekommen, da einige Hörer den Text schrecklich und unverständlich fanden, während andere es liebten, endlich eine Verbindung zu diesem Lied aufbauen zu können. Ich habe auch den Song "Forever Young" von Bob Dylan in einen Segenstext umgewandelt. Der Originaltext ist bereits eine Art Segenslied, aber ich habe eine deutsche Version erstellt und wir haben sie oft am Ende von Gottesdiensten und auf Jugendfreizeiten gesungen. Vor vier oder fünf Jahren hat mich ein alter Kollege aus Hessen kontaktiert. Er sagte, dass ein Paar, das vor Jahren auf einer Freizeit in Schweden dabei war, nun heiraten wird und das Lied als Segenslied in ihrer Trauung haben möchte. Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass meine Texte offensichtlich einen positiven Eindruck bei manchen Zuhörern hinterlassen und sie möglicherweise nachhaltig bewegt hat.
Bodo Hinz:
Herr Thomas, was erwarten Sie jetzt als Reaktion auf Ihr Tauflied? Immerhin erscheint das Liederbuch ja EKD-weit und Sie werden sicherlich viele Reaktionen darauf bekommen. Wie bereiten Sie sich innerlich auf die Präsentation und die Zeit danach vor?
Dirk Thomas:
Ja, ich habe mir auch schon einen Kopf darüber gemacht. Aber ehrlich gesagt bin ich da relativ gelassen. Ich freue mich über die Veröffentlichung und darauf, was da kommt. Wenn jemand mit Anfragen kommt, stehe ich gerne zur Verfügung. Aber für mich ist es wichtiger, wie es mit dem Lied intern bei uns weitergeht. Wir sind im Kolleg*innenkreis bald auf Konventsfahrt und wollen uns mit dem Thema Taufe auseinandersetzen, wobei u. a. das Etablieren einer regionalen Taufgedenkfeier als eine mögliche Umsetzung angedacht wird. Ich habe schon länger die Idee für ein Taufmusical für Kinder - und vielleicht wollen ja auch noch ein paar Kolleg*innen daran mit weiterdenken.
Bodo Hinz:
Das klingt sehr interessant. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Dirk Thomas:
Klar: wir könnten z. B. die Lieder mit Kinderchören proben, die Szenen in Christenlehre- oder Kinderkirche-Gruppen einstudieren und das dann im Kirchenkreis an verschiedenen Orten aufführen. So hätten mehrere Leute etwas davon und wir könnten über den Kirchturm hinauswirken. Das ist irgendwie schon immer mein Ansatz gewesen, gemeinsam Dinge auf den Weg zu bringen - vielleicht wird ja was draus!
Bodo Hinz:
Vielen Dank, Herr Thomas, für dieses interessante Gespräch und ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der bevorstehenden Präsentation Ihres Taufliedes am 16.04. Gibt es noch weitere Neuigkeiten, die Sie mit uns teilen möchten?
Dirk Thomas:
Ja, gerne. Am 28.04. werde ich um 19 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Henningsdorf einen Liederabend veranstalten. Unter dem Namen "der Liedermaler" präsentiere ich dabei eigene Stücke und auch "umverdeutschte" Lieder. Unterstützt werde ich dabei von einigen Kolleg*nnen aus dem Kirchenkreis. Auch mein Tauflied werden wir an diesem Abend präsentieren. Und es gibt zum Abschluss auch noch Wunschlieder, für die man schon vorher online abstimmen kann!
https://www.survio.com/survey/d/R6K1D2W7Y3X5K2H5U
Da freue ich mich schon sehr darauf.
Link zu weiteren Informationen des Wettbewerbs und dem Livestream
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