Lange im Voraus weiß ich, wann der Advent kommt – aber dann kommt er doch recht plötzlich. Zum Glück ist der Advent geduldig. Er wird es mir nachsehen.

Ich schreibe ihm einen Brief:
Lieber Advent,
nun steht wieder Dein jährlicher Besuch ins Haus.
Als Du das letzte Jahr da warst, da hatte ich mir ja vorgenommen, Deinen nächsten Jahres-Besuch etwas besser zu planen und mich entsprechend vorzubereiten. Nun ist wieder das Jahr herum und Du stehst vor der Tür. Warum die Zeit immer so schnell vergeht und ein Jahr immer schneller vorüberzieht, das kann ich auch nicht sagen. Es ist jedenfalls so.
Aber das soll nicht Thema meines Briefes sein.
Zuerst einmal: ich freue mich, lieber Advent, dass Du Dich auch dieses Jahr wieder angesagt hast. Die letzten Begegnungen mit Dir waren immer sehr schön und sie haben meinem Lebenslauf wieder einen guten innerlichen Impuls gegeben. Ich finde es beeindruckend, wie Du kommst: regelmäßig und treu. Du bist einfach still für mich da, ohne mich zu bewerten. Langsam und behutsam setzt Du mein Leben in ein neues wachsendes Licht. Du nimmst mich und meinen Alltag, so wie es nun einmal ist. Meistens schaffe ich es ja ehrlicherweise nicht, mich groß auf Deinen Besuch vorzubereiten, und manch anderer hätte dann vielleicht mit der Zeit meine Adresse aus dem Kalender gestrichen.

Du aber kommst trotzdem! Du hast keine Angst vor meiner Unordnung, vor all dem Stress und der Hektik, die mich gerade dann immer wieder heimsuchen, wenn Deine stille Ankunft bevorsteht.
Im Gegenteil: Wenn Du eine Zeit lang da warst, dann scheint mein Leben wieder eine andere innere Richtung zu bekommen.
Auch wenn draußen die Vorweihnachtshektik ausbricht, in Deinem Für-Mich-Dasein werde ich innerlich ruhig.
Deshalb an dieser Stelle einen herzlichen Dank, dass es Dich gibt und dass Du mich nicht vergisst…. Und die Bitte: komme auch das nächste Jahr wieder und besuche mich. Ich will mich bemühen dann etwas besser auf Dein Kommen

vorbereitet zu sein.

Liebe Grüße, Deine Christine

Eine gesegnete Adventszeit in Allem und trotz Vielem wünscht Ihnen

Ihre Christine Franke, Krankenhausseelsorgerin im Ev. Kirchenkreis Berlin Nord-Ost