02/07/2024 0 Kommentare
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.
# Worte zum Mitnehmen
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an.
Neulich ist mir etwas ziemlich Skurriles passiert: ich war in einem Gespräch und unterhielt mich mit einer Frau, von der ich dachte, ich hätte sie noch nie vorher gesehen. Wir waren draußen, konnten gut auf Abstand stehen und trugen deswegen beide keine Gesichtsmasken. Nach einer Weile gingen wir hinein, sie drehte sich um, setzte ihre Maske auf und als sie mich wieder anschaute, merkte ich: „Hoppla, ich kenne sie ja doch.“ Aber beim ersten Treffen, einige Wochen zuvor, waren wir uns in geschlossenen Räumen begegnet und sie hatte die ganze Zeit eine Maske getragen. Ich hatte beim ersten Mal im Grunde nur ihre Augen gesehen und mir den Rest des Gesichts offensichtlich nicht dazu denken können. Ich fand diese Szene zunächst vor allem witzig und dann hat sie mich ins Nachdenken gebracht: eigentlich ist doch immer so, dass wir Menschen über einen ganz bestimmten ersten Eindruck kennenlernen, der nur ein kleiner Ausschnitt einer viel weiteren Persönlichkeit ist. Und wie oft finden wir diesen Eindruck dann in späteren Begegnungen gar nicht mehr so recht wieder. Wie unsere Masken gerade oft einen Teil unseres Gesichts bedecken, so besteht unsere Persönlichkeit doch auch aus unterschiedlichsten Facetten und Teilen, die wir je nach Situation und Zusammentreffen mit anderen Menschen mal offenlegen, mal stolz präsentieren, mal verschleiern oder beschämt verdecken. Ich frage mich: tragen wir alle am Ende immer irgendwelche Masken und können wir je einen Menschen in seiner Gänze kennenlernen und verstehen?
Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an. So steht es in der Bibel im 1. Buch Samuel.
Gott sieht uns Menschen nicht nur von außen an und in Teilen, sondern kennt sogar unser Innerstes. Das kann man gruselig finden. Oder Geborgenheit daraus schöpfen, dass wir bei Gott sein dürfen, wie wir unter unseren Masken sind. Dass wir uns ohne Angst ganz zeigen können. Schön oder mit Kissenfalten im Gesicht, mit Tränensäcken oder glänzenden Augen, beliebt bei anderen, eigenbrötlerisch, erfolgreich oder doch eher noch eine Weile auf der Reservebank. Gott wird uns immer wiedererkennen, weil er uns wirklich kennt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Sommer und hoffe, dass wir uns nach den Ferien kennenlernen oder wiedersehen und wiedererkennen. Bei der ein oder anderen Veranstaltung, mit Masken oder ohne, ganz äußerlich oder manchmal auch mit dem, was wir im Innersten im Herzen tragen.
Pfarrerin Susanne Öhlmann
Bild von Ben Kerckx auf Pixabay
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