Oft tun wir uns ja leichter mit dem Helfen als damit, Hilfe anzunehmen, oder?

Oft tun wir uns ja leichter mit dem Helfen als damit, Hilfe anzunehmen, oder?

Oft tun wir uns ja leichter mit dem Helfen als damit, Hilfe anzunehmen, oder?

# Worte zum Mitnehmen

Oft tun wir uns ja leichter mit dem Helfen als damit, Hilfe anzunehmen, oder?

Ein kleines Mädchen hatte den ganzen Vormittag am Strand gespielt. Ein gelber Eimer, ein Plastikspaten und ein Plastik-Lkw mit Ladefläche waren die Werkzeuge, die sie zur Verfügung hatte, um ihr schönstes Sandschloss zu bauen. 

Wie groß das Schloss geworden war! Nun war es Zeit, den Burggraben, Wege und Tunnel anzulegen. Das Mädchen grub und grub mit seinem Spielzeugspaten, als es plötzlich auf einen großen Stein stieß.
Der Stein lag mitten im Weg, wo der große Wallgraben entstehen sollte, der das Schloss schützend umgeben sollte. Sie kämpfte und kämpfte, um den Stein auszugraben und ihn wegzuschaffen. Aber wie sehr sie sich auch anstrengte, gelang es ihr doch nicht, ihn auch nur einen einzigen Zentimeter zur Seite zu bewegen. Der Stein lag, wo er lag. Schließlich setzte sie sich hin und weinte vor Müdigkeit und Zorn. Was sollte sie nun machen? Das ganze Sandschloss schien plötzlich nichts mehr wert zu sein.
In dem Moment kam der Großvater des Mädchens. Er war besorgt, das Mädchen weinen zu sehen. „Was ist passiert?“, fragte er und hob seine Enkelin hoch. „Ich kann diesen großen Stein nicht wegnehmen, und er liegt mitten im Weg, wo ich den Wallgraben um das Schloss bauen will“, schniefte das Mädchen.
Der Großvater setzte das Mädchen wieder auf den Strand und ging in die Hocke. „Aber weshalb hast du nicht deine ganze Stärke angewandt?“, fragte er sie mit freundlicher Stimme. „Aber das habe ich doch gemacht“, antwortete das Mädchen. Nun weinte es noch heftiger. Dachte sein Großvater etwa, dass es sich nicht genug angestrengt hatte?
„Nein, mein Liebling, das hast du nicht“, antwortete er. „Du hast nicht mich darum gebeten, dir zu helfen.“ Mit diesen Worten nahm er den Stein weg, sodass das Mädchen das Schloss zu Ende bauen konnte.
Natürlich ist es häufig angesagt, die eigenen Kräfte zu mobilisieren, „sich genug anzustrengen“.
Und doch kann „sich auf die eigenen Stärken besinnen“ auch mal bedeuten: sich auf den guten Draht zu einem Mitmenschen besinnen, der mir einen Stein aus dem Weg räumen könnte – und vielleicht gerne würde -, den ich alleine nicht fortbewegen kann. Dabei stellt sich allerdings die Frage: Bin ich auch stark genug, meine Schwäche und Bedürftigkeit zu zeigen? Oft tun wir uns ja leichter mit dem Helfen als damit, Hilfe zu erbitten oder anzunehmen, oder? Wird sich der Großvater noch an seine eigenen Worte erinnern, wenn seine Kräfte einmal nachlassen?

Schönes Schlossbauen, miteinander, wünscht Ihnen

Ihre Christine Franke


 Bild von Susanne Jutzeler, suju-foto auf Pixabay 

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