02/07/2024 0 Kommentare
„Wenn du nach Moshi willst, bleibst du nicht vor der Tür sitzen und wartest …
„Wenn du nach Moshi willst, bleibst du nicht vor der Tür sitzen und wartest …
# Ausbildungsprojekt am Kilimanjaro
„Wenn du nach Moshi willst, bleibst du nicht vor der Tür sitzen und wartest …
… sondern du gehst los und vielleicht wird dich an der nächsten Wegkreuzung jemand ein Stück auf seinem Motorrad mitnehmen, vielleicht bis zum Marktflecken in der Ebene. Dort findest du bestimmt ein Auto, das dich wieder ein Stück weiter mitnimmt, bist du endlich in Moshi bist.“ Mit diesem anschaulichen Gleichnis hat uns Pfarrer Calvin Kessy aus Uswaa eingestimmt auf den Schwung des neuen Pfarrteams in unseren 4 Partnergemeinden Uraa, Uswaa, Nkwatira und Woongo, die nahe der Machameroute zum 6000 m hohen Kilimanjaro in Tansania liegen, im Land des Volkes der Chagga. Bereits im 3. Jahrzehnt sind sie Partner Berliner Gemeinden zum Aufbau und Betrieb einer Handwerksschule, dem Uraa Vocational Trainings Centre. Hunderte von jungen Frauen und Männern haben in den 30 Jahren dort eine mit staatlicher Anerkennung nach drei Jahren zertifizierte Ausbildung erfahren, die ihnen ein selbständiges Leben mit eigenem Broterwerb ermöglicht.
„Schaut euch dieses Gästehaus an!“ macht uns Pfarrerin Peris Kimaro von Woongo, der nördlichsten der Gemeinden auf ca. 1800 m Höhe aufmerksam, „ …es ist ausschließlich von ehemaligen Schülerinnen und Schülern unserer Schule gebaut, von Maurern und Schreinern, von Elektrikern und Metallverarbeitern. Sieht es nicht großartig aus!“
Zweihundert Meter tiefer gelegen führt uns Pfarrerin Gladness Moshi durch ihre Gemeinde Nkwatira zu Absolventen und deren Familien. Auch hier treffen wir die Ehemaligen, die inzwischen mit ihrem Handwerk den Lebensunterhalt teilweise einer Familie erwirtschaften. Unvergessen die leuchtenden Augen des Nachtwächters Umburo und seiner Frau, der uns stolz berichtet, dass sie allen drei Kindern, zwei Söhnen und einer Tochter, eine Ausbildung im UVTC ermöglicht haben und diese nun in Arusha bzw. in Dar es Salam tätig sind.
„Es ist wirklich ein Segen, dass wir schon so lange und stabil den Betrieb dieser Schule mit unserer Partnerschaft ermöglichen.“, sagt Pfarrer Okully Mwanga von Uraa, der agile Senior im neuen Pastorenteam der Gegend. „Wir werden euch allezeit für eure Unterstützung dankbar sein, für das gute Werk, das ihr den jungen Leuten hier in der Region, darüber hinaus im ganzen Kirchenkreis und so auch ganz Tansania getan habt. Der Himmel wird es euch danken!“
Mit diesem Dank im Gepäck kehren wir, die zehnköpfige Reisegruppe, nach drei Wochen im Norden Tansanias zurück und geben den Dank weiter an die vielen, vielen Spenderinnen und Spendern, die mit ihren kleinen und großen Gaben den Aufbau des Campus erst möglich gemacht haben.
Und ja, es geht gut voran! In vielen Gesprächen und Beratungen haben wir unseren Urlaub genutzt, um bereits Entstandenes zu würdigen und Neues in der Planung in den Blick zu nehmen. Über 15.000 € konnten wir diesmal aus den Spenden investieren, um den neuen Küchenbau fertig zu stellen inklusive der zwei Herde, die zur Anwendung mit Holz und alternativ mit Gas für die Speisung der ca. hundert Auszubildenden und der Lehrer dringend notwendig waren. Sie lösen die traditionellen Kochstellen über offenem Feuer auf drei Steinen ab, die weder gut für den Ressourcenverbrauch noch für die Gesundheit der Köchinnen waren. Mit schönen Fliesen und gut geplantem Raumangebot für Lagerräume, Geschirr und Speiseraum ist dieses neue Küchengebäude ein Segen für die Schule und in der Ergänzung zur bereits erbauten Aufenthaltshalle ein gutes Angebot für z.B. Familienfeiern aus der Umgebung (Trauungen Taufen, Begräbnisse …), das mit der dafür einkommenden Miete den Haushalt der Schule stützt.
28 Absolventen konnten wir in einer feierlichen Zeremonie während unserer Anwesenheit ihr Abschlusszeugnis überreichen: 5 von ihnen hatten ein „Triple A“ darauf vermerkt, der beste denkbare Abschluss, 6 weitere ein „AAB“, nahe dran am Optimalen! Diese in zentraler Prüfung erreichten Noten sprechen deutlich für die Qualität der Ausbildung!
Eine neuer Superintendent, Biniel Elinfoo Mallyo, sitzt dem Aufsichtsrat der Schule vor. Pfarrer Mallyo, bisher stellvertretender Schulleiter in der Bibelschule Mwika, im Osten der Landeskirche, bringt hervorragende Qualifikationen mit für die Aufgabe, auch unser Projekt voranzubringen. Zudem ist er ein freundlich zuhörender und aufmerksam diskutierender Mensch, dem man die Lust anmerkt, das Bestehende nicht nur weiter zu verwalten, sondern auch in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dies hat er mit den 4 Pfarrern in unseren Partnergemeinden gemeinsam.
Am Ende unserer Beratungen in den drei Wochen steht auf der Prioritätenliste unserer Fördermittel (die übrigens ohne jeglichen Abzug für Verwaltung und Reiseausgaben – die Teilnehmenden zahlen ihre Reise vollumfänglich selber – dem Projekt zugute kommen) zweierlei: Die Mitfinanzierung eines modernen Strategieprozesses, der eine Planung der Entwicklung der Schule in den kommenden 5-8 Jahren unter konkreten Gesichtspunkten, wie Steigerung der Schülerzahlen, Fachausrichtung des Angebotes, Qualitätssicherung durch angemessene, tarifliche Lehrergehälter und Fortbildungen in den Blick nimmt. Unentbehrlich dafür sind neu zu schaffende Dienstwohnungen für die Lehrenden. Nur so werden wir einen neuen Schulleiter finden, der dem UVTC nach 8 Jahren durchaus respektabler Leitung durch Principal Swai neuen Schwung verleiht. Wir haben dem im Februar scheidenden Schulleiter unseren ausdrücklichen Dank ausgesprochen, für alles, was er zum erfolgreichen Betrieb unserer Schule beigetragen hat.
„Wenn ihr uns helfen wollt, dann gebt uns nicht Fische, dass wir essen können, sondern gebt uns Netze, dass wir uns selber versorgen können.“ Diese alte afrikanische Weisheit hat uns schon der Gründer des Projektes, Jose Urassa, vor 30 Jahren mit auf den Weg gegeben. Das Uraa Vocational Training Centre ist ein stabiles Netz und die da in den Partnergemeinden im Boot sitzen und es auswerfen, sind hervorragende Fischer! Wir sind voller Dank für all die Beruflichen und Ehrenamtlichen in Machame, die mit uns die Leidenschaftlichkeit in der Sorge für die Jugend teilen.
Wir sind dankbar für die vielen Förderer, die es möglich machen, diese Handwerksschule weiterzuentwickeln und die damit einen konkreten Beitrag leisten gegen das Elend in einem der ärmsten Länder der Welt, in Tansania, und das nachhaltig. A Sante Sana! – Herzlichen Dank!
Superintendent Martin Kirchner
1.Februar 2020
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