„Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“

„Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“

„Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“

# Worte zum Mitnehmen

„Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“

Sommeranfang, Urlaubsplanung. Neues  Leben, neu zu Atem kommen – das passt schon zusammen, oder?

Zu Beginn einer Sitzung hat mal jemand die folgende Geschichte vorgelesen (als Quelle ist ein Buch von Lothar Seiwert genannt, es trägt den Titel „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“):
Till Eulenspiegel ging eines schönen Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuß zurnächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten, und eine Kutsche hielt neben ihm.
Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief: „Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?“
Till Eulenspiegel antwortete: „Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden, mein Herr.“ „Du Narr“, schimpfte der Kutscher und trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an, und die Kutsche entschwand Till Eulenspiegels Blick.
Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlaglöcher hatte.
Nach etwa einer Stunde sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren.
Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur sagte: „Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde…“

Es gibt genügend Situationen, auf die die „Moral von der Geschichte“ nicht zutrifft, wo Eile angesagt ist; das wissen Sie, und das weiß ich. 
Zugleich gibt es Situationen, wo wir Spielräume haben, wo noch mehr geht – durch weniger, durch weniger Hetze; das ahnen Sie vielleicht, und ich wünsche Ihnen – und mir -, solche Situationen zu entdecken und zu gestalten.
Wo wir uns Langsamkeit leisten können, haben wir nicht nur weniger Stress und Unfälle; wir arbeiten auch qualitativ besser, sind kreativer, nehmen achtsamer wahr – uns, andere, die Umwelt – und leben letztendlich mehr. 
Davon haben wir etwas, und davon profitieren dann auch andere, denen die Luft ausgegangen ist, die wieder zu Atem kommen wollen, mit unserer Unterstützung.

Ihre
Pfarrerin Christine Franke, Krankenhausseelsorgerin im Jüdischen Krankenhaus Berlin

                

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