„Himmlische Heere jauchzen dir Ehre!“ Weihnachtsgruß des Superintendenten

„Himmlische Heere jauchzen dir Ehre!“ Weihnachtsgruß des Superintendenten

„Himmlische Heere jauchzen dir Ehre!“ Weihnachtsgruß des Superintendenten

# Glaubensimpuls

„Himmlische Heere jauchzen dir Ehre!“ Weihnachtsgruß des Superintendenten

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Adventszeit ist Engelzeit.
Engel sind ein beliebtes Motiv auf den Weihnachtsmärkten und als Geschenk zum Christfest. Sie sind Träger von Wünschen oder Mittler von Segen. Sie geben Halt, wenn es schwer zugeht im Leben, sollen sogar trösten. Engel gibt es in vielen Formen, mal handschmeichelnd, mal tröstlich dreinblickend, die Arme ausgebreitet zum Segen, zum Bergen des bedürftigen Menschen. Zugegeben, manchmal kommen sie etwas kitschig daher. Dann aber wieder mit dieser fast kindlichen Leichtigkeit, wie das himmlische Orchester mit den Erzgebirgsschnitzereien bei uns daheim auf der Anrichte: 

„… himmlische Heere jauchzen dir Ehre…!“ 

Und im obersten Stockwerk krönen sie jede Weihnachtspyramide und erinnern so an den Lobgesang der Engel vom Himmel hoch in der Heiligen Nacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen!“ Propheten wie Jesaja benennen die Engelscharen, die Menge der himmlischen Heere, die „Zebaoth“ als Cherubim und Seraphinen. Die einen sind die Thronwächter Gottes, die mit ihren drei Flügelpaaren den direkten Zugang zum Allmächtigen hindern – nicht als abwehrende Palastgarde, sondern als bewahrender Blickschutz vor der Herrlichkeit Gottes, der kein Mensch gewachsen wäre. Die anderen, Seraphinen, „Erglüher“, sind voll Lob und Preis für den Schöpfer aller Welt, den Heiland, den Tröster für alle und jeden und jede.

Und dann werden noch Engelfürsten erwähnt, Oberengel, Erzengel, von denen uns sogar mindestens 4 Namen bekannt sind. Durch ihre Namen erzählen sie uns von den wunderbaren Wirkungsweisen Gottes lassen durch ihre konkrete Persönlichkeit das Symbol zum Zuspruch werden, zum Zuspruch der Gewissheit, dass Gottes Wort, das sie zu verkünden haben, ein lebendiges Wort ist, von dem Jesaja schreibt, dass es nicht wieder leer zu ihm zurückkehren wird, sondern tun wird, wozu Gott es gesandt hat. Und der Abschnitt schließt mit den Worten: „… und es wird ihm gelingen …“.

Michael heißt der eine, übersetzt aus dem Hebräischen: „Wer ist wie Gott?“ Eine kritische Frage an dich, Mensch. Wie siehst du dich selbst? „Allmächtig?“; „Alles ist möglich?“; „Nur eine Frage der Technik … der Chemie … der Strategie … des Durchsetzungsvermögens … ?“ Gläubige Menschen sagen: Nein. Denn sie wissen, dass zum Leben immer auch Demut gehört, so etwas, was Albert Schweitzer vor mehr als hundert Jahren die „Ehrfurcht vor dem Leben“ genannt hat. Zu zerbrechlich, zu fragil ist unser Dasein. Ohne Segen, ohne Zuspruch von ganz oben, also von dort, wo alles seinen Ursprung hat und am Ende seine Bestimmung findet, ohne Zuspruch von dort fehlt die Hoffnung, die durch die Zeiten trägt. Von diesem Segen schreibt die Heilige Schrift, „dass sie gerade in den Schwachen mächtig ist“, wie in dem Kind im Stall zu Bethlehem damals, dort lag es „elend, nackt und bloß in einem Krippelein“.

Gabriel, ein zweiter Erzengel, verkündet es genau so. Sein Name heißt übersetzt „Kraft Gottes“. Es ist die Stärke Gottes, von der die Bibel erzählt, dass sie sich nicht zeigt in verheerendem Kriegstreiben, das Schmerz und Leid ohne Ende produziert. Die Stärke Gottes besteht vielmehr in Sanftmut und Barmherzigkeit, die erwachsen aus der bedingungslos liebenden Zuwendung des Allmächtigen, der will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Ein kleiner Satz beschäftigt mich in den vergangenen Wochen immer wieder, wenn die Abendnachrichten die Bilder aus der Ukraine oder Israel/Gaza zeigen, ein Satz herausgelesen aus Christa Wolfs Erzählung „Kassandra“. Die Eroberer Trojas fragen darin die Sherin, ob ihre Stadt nun Bestand habe. Sie antwortet: “Wenn ihr aufhören könnt zu siegen, wird diese eure Stadt bestehen.“ Ein Traum schon des adventlichen Propheten Micha, der nicht nur Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet sah und Speere zu Sicheln, sondern der von einer Zeit zu berichten wagt, in der die Völker nicht mehr lernen werden Krieg zu führen. – Was für eine großartige Vorstellung!

Der dritte benannte Erzengel heißt Raphael – „Gott heilt“. Noch so eine wichtige Heilsbotschaft: Keine und keiner wird nur aus sich selbst glückselig werden, es bedarf eines Gegenübers. „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei…“ lautet das Gotteswort im Anfang und setzt damit das Grundmuster der Schöpfung. Raphael gilt als der himmlische Reisebegleiter. Er lehrt die Geschenke der Natur recht zu gebrauchen, also sorgfältig, nachhaltig, heilsam. Apotheker erinnern sich gerne an diese Wirkungsweise Gottes, Raphael, Gott heilt. Der Erzengel hat Tobias die Herstellung von Arznei gelehrt. Gott hält heilende Kräfte vor, bindet Dämonen, böse Gedanken, hilft aus Verzweiflung.

Diese Kraft Gottes hat viel zu tun in dieser Zeit, in der Unwahrheiten und Verschwörungsglaube immer neu in die Welt gesetzt werden, Rat- und Hoffnungslosigkeit um sich greifen und Gleichgültigkeit sich auf die Gemüter der vermeintlich Sicheren und Besitzenden setzt, wo doch eigentlich Leidenschaft geweckt sein müsste, mit Gottes Wort das Leben zu wärmen, Gebeugte aufzurichten, Recht und Gerechtigkeit zu lieben und der Güte zu dienen.

Am unbekanntesten vielleicht ist der vierte benannte Erzengel: Uriel – Licht Gottes. „Ach bleib mit deinem Glanze bei uns du wertes Licht, dein Wahrheit uns umschanze damit wir irren nicht!“ Das ist die zu uns durchdringende Wirkungsweise Gottes, dass er sein Licht sendet in die Engen und Wirrnisse dieser Zeitlichkeit. Dieses Licht, das in uns möglicherweise ein Ahnen erweckt, eine Sehnsucht entstehen lässt nach einem freundlichen und friedlichen, rundum gelingenden Miteinander und Füreinander. Wir nennen das Glauben. Aus ihm kann Hoffnung erwachsen, eine positive Unruhe, mit dem Gedanken, es könnte doch noch alles gut werden, wenn, ja wenn wir uns einließen auf die segensreiche Botschaft der Heiligen Nacht: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren. Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen.“ Wo immer Menschen im Vertrauen auf diese Worte ins liebende Antlitz Gottes schauen, das uns zuerst aus der Heiligen Nacht heraus anschaut, und sich selbst zu Boten, zu Engeln machen lassen, zu Interpreten des Segens Gottes in einzelne Lebensgeschichten hinein, erwächst eine Hoffnung, die Vieles zum Guten bringen kann. 

Ein gesegnetes Christfest!

Ihr Superintendent Martin Kirchner

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