02/07/2024 0 Kommentare
Impuls zum Monatsspruch Oktober
Impuls zum Monatsspruch Oktober
# Glaubensimpuls
Impuls zum Monatsspruch Oktober
Liebe Lesenden,
„Love is coming down to those who care…“ singt Bukahara mir durch meine Kopfhörer in meine Ohren. Im Takt radle ich zügig die Landsberger Allee entlang – ich hab’s eilig, muss zum Friedhof. An der Kreuzung sehe ich Blaulicht und eine Straßensperrung. Na, das kommt mir ja gerade recht! Aber mit dem Rad komme ich vorbei. Die Ampel ist rot, jetzt muss ich doch warten. Und da sehe ich auch den Grund für die Straßensperrung direkt neben mir auf der Straße sitzen – drei junge Erwachsene mit Asphaltblöcken an den Händen. Auf der Straße liegt noch die ausgequetschte Klebepackung und die Löcher auf der Straße, an den Stellen wo vor wenigen Minuten noch die Hände festgeklebt waren, sind deutlich zu sehen.
Gefühlt ist die Ampel ewig rot. Die Situation ist mir unangenehm – ich richte meinen Blick auf die Ampel. „Soll ich was sagen? Aber was denn… ne, besser nicht“ geht es mir durch den Kopf. Die drei „Klimaklebenden“ und die Polizist*innen sagen auch nichts. Still schweigend sitzen und stehen sie da herum und warten. „Tue ich denn genug fürs Klima?“, frage ich mich. Endlich grün. Mit Kraft trete ich in die Pedale. „Love is coming down those who care…“ ertönt es wieder in meinen Ohren. „Liebe kommt zu denen, die sich kümmern“, heißt es übersetzt. Die „Klimaklebenden“, die kümmern sich. Auf eine sehr radikale Art und Weise, die Kulturgüter zerstört und Menschen in ihrem Alltag behindert und die für große Diskussionen und Ärgernisse in unserer Gesellschaft sorgt. Aber sie kümmern sich um unsere Welt, sie sind ernsthaft besorgt – das nehme ich ihnen ab, so wie ich sie da sitzen sehe mit den Asphaltblöcken an den Händen. Ein Bild, das ich so schnell nicht mehr loswerde.
Für ihren Glauben an eine klimagerechte Welt, setzen sie alles aufs Spiel – ihre Gesundheit und ihre Freiheit. Wir müssen nicht gutheißen, was sie tun. Doch sie halten mir radikal den Spiegel hin und lassen mich fragen: Was bin ich bereit für meinen Glauben zu tun? Als Christin feiere ich fast wöchentlich Gottesdienst und höre Gottes Wort. Das ist mir wichtig. Doch es nur zu hören bringt nichts, denn das Hören auf Gottes Wort sollte Folgen haben. Der Glaube ohne entsprechende Taten ist leblos und lieblos, wenn er nicht unmittelbar die Verantwortung für unsere Mitmenschen und unsere Welt hervorbringt. Hören und Handeln gehören fest zusammen. Sonst betrügen wir uns doch selbst. Und in welcher Form auch immer das Wort durch unser Tun einen Ausdruck findet, eins ist sicher: Love is coming down to those who care. Amen.
Vikarin Anna-Franziska Pich (Ev. Gesamtkirchengemeinde Berlin-Hohenschönhausen)
Kommentare