Glaubensimpuls zum Monatsspruch Mai

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Mai

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Mai

# Glaubensimpuls

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Mai

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.

Buch der Sprüche 3,27

Das Buch der Sprüche in der Bibel ist eine zweieinhalbtausend Jahre alte Sammlung von Sprichwörtern zu den verschiedensten Themen des Lebens. Als Merksätze sollen sie uns helfen, unser Leben gut zu gestalten. Erfahrungen werden von Generation zu Generation weitergegeben. So steht es – gleichsam als Leitsatz – am Anfang des dritten Kapitels:

„Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden.“

Unter dieser Vorbemerkung finden wir auch in unserem Monatsspruch eine große Freiheit. Es ist keine gesetzliche Regelung, die hier ausgesprochen wird. Die meisten von uns werden zuerst an Geld denken, dass Bedürftigen gespendet werden soll. Aber davon ist hier nicht unbedingt die Rede. Es gibt keine Definition, was genau denn nun das Gute ist, dass wir tun sollen. In den Blick genommen werden beide Seiten.

„Wenn deine Hand es vermag“ – das richtet den Blick auf unsere eigenen Kräfte und Möglichkeiten. Es lädt uns ein, unsere Kräfte und unser Vermögen neu zu sehen. Was kann ich leisten – und was geht über meine Kräfte? Was brauche ich für mein Leben – und was brauche ich nicht? Wann habe ich genug – und wann ist ein Verzicht auf mehr Konsum, auf weitere Reisen oder größere Autos eine echte, am Leben hindernde Einschränkung? Orientiere ich mich an dem, was ich für mein Leben brauche – oder sehe ich voller Futterneid auf andere, die vielleicht mehr haben als ich?

Der andere Blick geht auf die Bedürftigen. Es sind konkrete Menschen, die zum Leben Unterstützung benötigen. Menschen mit einem Namen, Menschen mit einer Geschichte, mit Sehnsüchten und Hoffnungen. Um einem Menschen Gutes zu tun muss ich zuerst genau hinsehen und hinhören, muss mitbekommen, wie ich helfen kann. Am einfachsten ist das, wenn wir miteinander reden.

„Weigere dich nicht“ – das setzt voraus, dass eine Aufforderung ausgesprochen wurde. Vielleicht das eigene Gewissen, vielleicht eine Bitte eines anderen Menschen.

Der Monatsspruch, der auf den ersten Blick wie eine moralische Forderung wirkt, ist im Grunde genommen eine Einladung zum Nachdenken über sich selbst und zur Begegnung miteinander. Am Ende werden – das ist meine Erfahrung – meistens beide beschenkt

Jörg Zabka
Pfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Berlin-Karow


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