02/07/2024 0 Kommentare
Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
# Glaubensimpuls
Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei. (Römer 14,9)
Brauchen wir noch einen ‚Herren‘ über Leben und Tod? Sind wir es nicht längst selbst?
Menschen glauben immer wieder, Herr zu sein über Leben und Tod. Wir bestimmen, wer das recht hat zu leben und wer nicht. Wir greifen ein in das Leben, so als ob wir es selbst geschaffen hätten.
In unserem Gesundheitssystem werden Entscheidungen darüber getroffen, wer wie behandelt werden soll und kann, abhängig von Kapazitäten, z.B. Intensivbetten. ‚Triage‘ heißt das Wort, das wir wohl alle lernen mussten. Und da wird es allerdings zur Qual für die Entscheidungsträger, Herr sein zu sollen über Leben und Tod.
Selbstverständlich sind wir auch ‚Herren‘ über die Tiere, die wir oft unter den grausamsten Bedingungen züchten, um sie dann möglichst schnell schlachten zu können- da ist jeder Lebenstag dieser Kreaturen von uns Menschen gezählt.
Und wir Menschen entscheiden seit Jahrhunderten, wo wir zugunsten von wirtschaftlichem Wachstum, Profit und Entwicklung Eingriffe in die Natur und Ökosysteme vornehmen dürfen. Wir sind die unangefochtenen Herren über das Wasser, die Wälder und die Luft. Alles gehört uns, bis zum Innersten der Erde und in die tiefsten Tiefen der Ozeane, derer wir allerdings immer noch nicht ganz Herr geworden sind.
Und schließlich in Krieg und Konflikt haben wir leicht das Gefühl, dass wir das Recht haben, Herr zu sein über das Leben anderer. Menschen treffen Entscheidungen, die dazu führen, dass andere getötet werden, teilen ein in Freund und Feind und der Feind darf getötet werden- auch mit gutem Gewissen.
Mitten in einem Krieg, der uns diesmal nicht kalt lassen kann, weil er zu nahe ist und uns auch wirtschaftlich betrifft, feiern wir Ostern. Schon zum zweiten Mal feiern wir die Auferstehung Jesu, die Auferstehung von den Toten, den Sieg des Lebens über den Tod, den Sieg der Liebe über den Hass in Kriegszeiten. Und wie gerne würden wir all die Opfer dieses Krieges wieder zurückholen ins Leben, rückgängig machen, was da an Grausamkeit und Leid geschehen ist? Wie gern wären wir doch da Herr über Leben und Tod?
Der Apostel Paulus behauptet allerdings in seinem Brief an die Römer, dass nur Jesus Christus allein die Bezeichnung ‚Herr‘ zukommt. Weil nur er Herr ist über Leben und Tod. Jesus ist der Herr, weil er gestorben und auferstanden ist. Weil er so von Gott zum Herrn gemacht, befähigt wurde. Niemand kann Herr sein, als der, der als Erster auferstanden ist vom Tod und so die unendliche Macht Gottes am eigenen Leib erfahren konnte.
Für Paulus steht außerdem fest, dass wir als Menschen und ‚Nicht-Herren‘ dieser Welt, der Auferstehung des einen Herrn gerecht werden, darauf Antwort geben sollten. Und zwar mit Liebe. Denn aus lauter Liebe hat Gott Jesus auferweckt vom Tod.
Die Macht der Liebe scheint uns aber so gering, so klein. Die Macht der Zerstörung dagegen so viel größer, so viel gewaltiger. In der Zerstörung offenbart sich doch die Kraft – im Hagel der Maschinengewehre, im Blitz der Granaten und dem Donner der Einschläge.
Hass und Rache sind gewaltige Kräfte, die den Tod bringen. Sie sind stärker zuweilen als Liebe und Glaube. Aber sie sind nur negativ, verneinend, zerstörend. Es ist so leicht, mächtig zu sein. Es geht so schnell zu zerschmettern. Ganze Städte in Schutt und Asche zu verwandeln, Landschaften für Jahrzehnte unbewohnbar zu machen. All das kann man in wenigen Tagen zuwege bringen.
Und wie armselig erscheint uns dagegen die Liebe? Und wie schwer, wie mühselig ist es, ihr beim Werden, bei der Entfaltung unter die Arme zu greifen? Wie lange dauert es, dass etwas wird? Bis aus Liebe etwas Gutes entsteht? Wie viele Wochen dauert es, bis sich nach und nach zarte Blätter entfalten und schließlich aus einem kleinen Samenkorn eine prächtige Blüte entsteht? Und wie leicht ist es, sie in einem Augenblick zu zertreten? Neun Monate dauert es, bis ein Kind im Mutterleib heranwächst und schließlich geboren wird. Und wieviel Pflege und Zuwendung, bis es laufen kann, sprechen, schließlich ein eigenständiger Mensch wird? Und wie leicht ist es, so ein Menschenkind im Bruchteil einer Sekunde dahinzuraffen, es zu töten?
Um wieviel leichter ist es zu hassen, Vergeltung zu üben, als sich der Liebe anzuvertrauen?
Wir sind nicht Herren über Leben und Tod. Wir können keine Blumen oder Bäume machen. Wir können keine Menschen machen und auch keine Tiere. Und wir können auch keine Menschen wieder ins Leben zurückholen, die leichtfertiger Zerstörungswut zum Opfer gefallen sind.
Die Grundlagen des Lebens, das Geheimnis des Lebens bleiben uns entzogen. Und man möchte sagen: Gott sei Dank!
Im Blick auf den einen Herren möchte uns Paulus aber ermutigen, dieser unscheinbaren Macht der Liebe doch zu trauen. Und auch wenn sie viel langsamer arbeitet als der Hass und das Böse, setzt sie sich am Ende durch. Schafft es sogar, Steine zu durchbrechen, schwere Steine vom Grab wegzurollen.
Und weil wir nicht Herr sind über Leben und Tod, werden wir es alle -früher oder später- mit den Gräbern zu tun bekommen. Heute sind wir noch Lebende und in einem Morgen gehören wir zu den Toten. Darin sind alle Menschen gleich. Egal, was uns in diesem Leben voneinander trennt, die nationale Zugehörigkeit, politische Ansichten, Geschlecht, Bildung, Hautfarbe, sozialer Stand- all das wird aufgehoben sein durch den Tod. Da gibt es plötzlich nicht mehr die Stärkeren und die Schwächeren, die Sieger und die Verlierer. Egal zu welcher Gruppe wir zu Lebzeiten gehört haben, irgendwann gehören wir nur noch zu den Toten.
Die Lebenden und die Toten – sie trennt die scheinbar unüberbrückbare Grenze zwischen Leben und Tod. Wenn es da nicht diesen Einen gäbe, der diese Grenze überwinden und diese beiden doch miteinander verbinden kann. Derjenige, der durch sein Sterben am Kreuz und durch seine Auferstehung die Extreme des menschlichen Daseins in seiner Herrschaft vereint, Leben und Tod.
Lebende und Tote stehen im Herrschaftsbereich dieses einen Herrn und das ist Grund unserer Hoffnung, wenn wir dem Tod begegnen. Selbst im Tod können wir nicht herausfallen aus dem, was unserem Herrn gehört: diese Welt mit ihrer ganzen Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die wir gar nicht überschauen können. Die größer ist, als das, was wir sehen können. Zu dieser Wirklichkeit gehören die Lebenden und die Toten. Wirklichkeit haben nicht nur die Lebenden, sondern auch alle, die vor uns waren. Es gibt keinen Raum und keine Zeit, die dem Wirken des Herrn entzogen wären. Alles, was ist, kommt von ihm her, besteht durch ihn und hat sein Ziel in ihm. So erfüllt der Herr die Wirklichkeit im Ganzen.
Alle Grenzen zwischen uns Menschen, die wir uns so gern als die Herren dieser Welt aufspielen, aller Streit, alle Meinungsverschiedenheiten, aller Krieg und alle Mauern, können unseren Herren Jesus Christus nicht daran hindern, unser einer Herr zu sein. Der eine Herr der Wirklichkeit, dessen alleinige Macht die Liebe ist. Eine erstaunliche Macht, so leise, so zart, so zerbrechlich und doch so viel stärker als die Zerstörung. Denn was hält sie nicht alles zusammen?
Liebe Gemeindeglieder, ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest, Freude und Zuversicht, Ihre Pfarrerin Judith Brock
Hier geht´s zum Gemeindebrief der Gemeinde Evangelische Nazareth-Kirchengemeinde Berlin-Wedding.
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