Glaubensimpuls zum Monatsspruch Oktober

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Oktober

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Oktober

# Glaubensimpuls

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Oktober

Seit Tagen habe ich starke Schmerzen. Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Seit Wochen leiden Gemeindeglieder an ihrem Krebs: Lungenkrebs und Leberkrebs. Der Krebs nagt am Körper. Die Chemo ist nur noch bei einem möglich. Die andere wurde zum Sterben aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Es gibt keine Hoffnung mehr; zu weit ist der Krebs fortgeschritten. Doch dann endlich die Erlösung im Kreis der engsten Familie. Sie ist für immer eingeschlafen. Endlich schmerzfrei. Zurück bleibt die Familie. Sie sind traurig. So wenig Zeit war ihnen am Ende geblieben. Vieles konnte nicht mehr erlebt, gesagt, gedacht oder gefühlt werden. Das Leben bleibt unvollkommen, bruchstückhaft und doch auch unendlich kostbar und schön. Erinnerungen bleiben. Dieses und anderes erleben Menschen Tag für Tag. Eine andere Frau macht sich Sorgen um ihren Ehemann; er hat Parkinson, ist derzeit zur Reha. Doch wie wird es sein, wenn er zurückkommt? Er wird doch hoffentlich zurückkommen? In den 56 Jahren ihrer Ehe waren sie nur dreimal für wenige Tage getrennt und nun schon fast vier Wochen – nur wegen dieser Krankheit. Und seit Monaten wütet ein Krieg mitten in Europa; täglich sterben Menschen – sinnlos und grausam, auch in anderen Kriegsgebieten. – Gott, ich bitte dich, stehe allen diesen Menschen bei und hilf ihnen, ihr Leiden zu ertragen.

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker. (Offenbarung 15,3) – Irgendwie klingt dieser Monatsspruch für Oktober angesichts des Leids in der Welt wie blanker Hohn. Wo, Gott, bist du, wenn wir nach dir fragen. So viele Menschen rufen nach dir. Nicht nur heute bei uns, im Alltag und in den Ländern, wo Krieg herrscht, auch anderswo. Auch viele Menschen vor uns haben nach dir gefragt. So auch in der Bibel. Und dabei haben sie Antworten und Hoffnung gefunden. In Texten und Liedern, in ihrem Leben, durch die Begegnung mit und dem Zuspruch von anderen Menschen und ebenso auch im Gespräch mit dir selbst, Gott. So auch Johannes.

Johannes, er war ein Gefangener der römischen Staatsmacht, und musste auf der griechischen Insel Patmos in der Verbannung leben. Viele Christinnen und Christen weigerten sich, den römischen Kaiser als ihren Gott anzuerkennen und zu verehren. Das brachte ihnen, wie hier bei Johannes, bestenfalls nur Gefängnis ein, später aber, mit zunehmender Christenverfolgung, den sicheren Tod. Johannes war angefochten, verzweifelt und fühlte sich anfangs von Gott verlassen, bis er vom Geist ergriffen wurde und eine große Stimme hörte und damit begann Trostbriefe an sieben Gemeinden in Kleinasien, der heutigen Türkei, aus seinem Exil zu schreiben. Die Offenbarung des Johannes wurde für viele bedrängte und unterdrückte Christen während der Christenverfolgungen im Römischen Reich zu einer wahren Trost- und Hoffnungsschrift.

Hoffnung und Verzweiflung sind oft eng beieinander und ihr Widerspruch geht oft mitten durchs Herz, so auch bei Johannes. Vieles, was Johannes niederschrieb, konnte er nicht erklären, aber er glaubte daran, es direkt von Gott bzw. Gottes Geist eingegeben bekommen zu haben, und er war auch davon überzeugt, dass der Glaube, so auch sein Glaube, die Welt und ihre Drangsal (vor allem die Verfolgungen) überwinden wird. So schrieb er an die sieben Gemeinden, um sie in ihrem Glauben zu bestärken, ihnen Mut zu machen und ebenso auch, um ihnen auf verschlüsselte Weise mitzuteilen, dass die Herrscher auf Erden nicht von langer Dauer sein werden, sondern dass die wirkliche Macht allein Gott gehört. Und dass Gott am Ende der Zeit eine neue Erde und einen neuen Himmel schaffen wird, und somit eine große Freiheit für alle, die hier noch für ihren Glauben und in ihrem Leben leiden (vgl. Offb 21,1-7). Bis dahin gilt es aber, tapfer zu sein, schreibt Johannes (Offb 2,10): Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Das liest sich alles schön und gut, doch tröstet mich das auch wirklich, wenn ich traurig, verzweifelt bin und nicht mehr ein noch aus weiß, und vielleicht sogar vor dem Ende meines Lebens stehe? Können die Trost- und Hoffnungsbilder der Offenbarung mir auch heute noch Trost und Hoffnung schenken – knapp 1900 bis 1950 Jahre danach? – Wer das Buch kennt, weiß, dass es eher geheimnisvoll, verschlüsselt und vielfach schwer verständlich ist – damals wie auch heute noch.

Der Monatsspruch für Oktober ist der erste Vers eines Lobliedes auf Gott, das diejenigen singen werden, die am Ende der Zeit leben werden und auserwählt sind. Wobei man sich das mit den Auserwählten nicht so elitär-exklusiv vorstellen darf; vielmehr ist es ja unsere christliche Hoffnung, dass jeder Mensch am Ende bei Gott erlöst sein wird. Eine Hoffnung, die sich aus und mit gutem Grund von der größten Tat Gottes ableiten lässt und die mich auch in großer Bedrängnis hoffen und glauben lässt, weil ich weiß, dass Gott selbst mit mir leidet, damals im Garten Gethsemane und am Kreuz mit Jesus, wie auch heute noch bei der Krebskranken am Krankenbett. Die größte Erlösungstat Gottes an den Menschen ist und bleibt für mich persönlich die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Gott ist uns Menschen nahegekommen, ist selbst Mensch geworden und hat menschliches Leben und Leiden durchlebt. Diese Erlösungstat ist der Grund meines Glaubens und meiner Hoffnung. Und zugleich aber auch das größte Mysterium, denn es ist einfach schwer zu verstehen, wie aus Tod wieder Leben werden kann. Weil ich das selbst nicht verstehe, kann ich es nur glauben und nehme den Monatsspruch daher als Einladung dafür an, Gott und Gottes Handeln in unserer Welt zu loben, u. a. für mein Leben, für seine Schöpfung: unsere Erde, für die bunte Vielfalt in Flora und Fauna, und für all die Menschen, die auch heute noch Briefe schreiben, Hilfspakete packen und verschicken oder für alle, die auch heute noch andere Menschen aufnehmen, unterstützen und trösten, ja, für so vieles bin ich dankbar und möchte ich Gott loben – vielleicht mit einem jubelnden Loblied, vielleicht aber auch nur zögerlich und eher leise – ganz so wie es mir gerade möglich ist.

Lobt und preist die herrlichen Taten des Herrn, Halleluja, Halleluja! (EG 429)

So spricht der Herr: Neu will ich machen Himmel und Erde.  Niemand wird nach dem Alten sich sehnen, es ist vergessen.

Lobt und preist die herrlichen Taten des Herrn, Halleluja, Halleluja!

Pfarrer Sven Stoltmann, Ev. KG Birkenwerder

 Home (kirche-birkenwerder.de)

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