Glaubensimpuls zum Monatsspruch November

Glaubensimpuls zum Monatsspruch November

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# Glaubensimpuls

Glaubensimpuls zum Monatsspruch November

Laut Umfragen glauben 38 Prozent der Menschen an ein Leben nach dem Tod, 55 Prozent glauben dies nicht. Der Rest macht dazu keine Angaben. Wenn die Umfrage das richtig erfaßt hat, dann gibt es auch viele Christen, die nicht mehr an das glauben, was wir jeden Sonntag im Gottesdienst bekennen, nämlich „…die Auferstehung der Toten und das ewige Leben“. Wie ist das bei Ihnen? Natürlich werden Sie sagen: Solche komplexen Fragen lassen sich nicht in einfachen Sätzen erfassen. Schon der Ausdruck „ewiges Leben“ kann so viele, auch gegensätzliche Bedeutungen haben. Das stimmt. Meine Eltern gingen gern mit uns im Branitzer Park bei Cottbus spazieren. Mitten in einem Teich hatte sich exzentrische Fürst Pückler eine kleine Pyramide als Grabmal aufschütten lassen. Auf der zweiten, sog. Landpyramide, die für seine geschiedene Ehefrau bestimmt war, habe ich oft gespielt und mich von der einmaligen Atmosphäre bezaubern lassen. Das grüne Gitter dort oben trägt eine Inschrift: Gräber sind die Bergspitzen einer neuen, fernen Welt. Darüber habe ich viel nachgedacht. Stellte sich der Fürst das ewige Leben vor wie die Ägypter oder die Griechen? Als einen Weg, eine Reise in ein anderes Land, das sich vielleicht unter der Erde befindet? In einem Brief vom 15. März 1845 schreibt er an Gräfin Ida Hahn: „Ewig alt und ewig neu flutet das Meer des Lebens ohne Anfang und ohne Ende. Leben ist nicht Streben nach Heimkehr zum Unendlichen, es ist Streben nach unendlichem Handeln im Endlichen.“ Das klingt doch eher so, als hätte der Fürst sich die Ewigkeit mit den Gedanken der idealistischen Philosophie ausgemalt. So etwa wie der Philosoph Immanuel Kant, der die Unendlichkeit des Universums mit der Unendlichkeit der moralischen Verpflichtung gedanklich auf eine Stufe stellt. Für die großen Theologen des 19. Jahrhunderts war das tatsächlich ein Ausweg aus dem Dilemma, das sich durch die moderne Medizin und Naturwissenschaft stellte. Denn für oder gegen ein Leben nach dem Tod kann es keine Beweise geben. Weil es schlicht keine wissenschaftlich auswertbaren Daten gibt, wenn das Gehirn aufgehört hat zu arbeiten. Was danach kommt ist und bleibt ewig unbekannt. Dennoch ist es nicht egal, was wir diesbezüglich glauben. Es hat vielmehr eine große Bedeutung - nämlich für unser Handeln! Die Ewigkeit, von der die Bibel redet, meint in den Augen dieser Theologen die ewige, das heißt unendliche Verpflichtung, der sich der Mensch in seinem Handeln stellen muß. Nur der Mensch, der sich nach Prinzipien richtet, die ewige Gültigkeit beanspruchen dürfen wie die Gesetze, nach denen sich die Gestirne im Universum richten, wird daran Anteil bekommen. Das war möglicherweise ja auch schon die Auffassung des Verfassers des Buches Hiob aus dem Alten Testament. Unsterblich ist zwar nicht der Mensch, aber seine Prinzipien können und sollen es sein. Jede Gemeinschaft muß sich auf die Anerkennung solcher Prinzipien gründen, sonst wird sie früher oder später zerfallen. Und jede Form von Herrschaft kann nur so begründet werden, sonst wird sie reine Willkür und man kann sie nur mit Gewalt aufrechterhalten. Heute stehen wir leider vor dem Problem, daß sich viele Zeitgenossen sagen: Ich richte mich nicht nach Gott oder ewigen Prinzipien, sondern danach, was mir nützt und mein persönliches Leben so angenehm und komfortabel wie möglich macht, solange das irgendwie geht. Was danach kommt ist mir egal. Was andere darüber denken auch. Ein gemeinsamer, universaler Glaube, wie ihn sich die Theologen und Philosophen vorgestellt haben – er ist global derzeit nicht in Sicht und man kann ihn leider auch nicht herbeikleben und schon gar nicht herbeibomben. Und doch brauchen wir ihn. Nicht nur fürs Klima, sondern auch für den Frieden. Und den Welthandel. Und das Internet und vieles andere auch Die Sehnsucht danach ist ja auch ungebrochen lebendig. Nicht nur im Christentum, sondern auch in allen anderen Religionen. Es wäre ja schon viel erreicht, wenn wir uns nicht gegenseitig die Köpfe deshalb einschlagen würden, sondern ehrlich und fair darüber streiten könnten. Auch das ist nicht leicht. In der Politik nicht und auch nicht in der Religion. Immerhin bleibt uns diese Sehnsucht nach dem Ewigen, dem Unzerstörbaren. Und wir feiern sie jeden Sonntag und arbeiten daran. Wenigstens im Kleinen, in der Familie, in unserer Gemeinde, in unserem Ortsteil. Und das sollte uns Mut machen, denn ganz so erfolglos sind wir dabei nicht, wie Sie an den Berichten aus dem Leben unserer Gemeinde sehen können.

Ich wünsche uns allen eine gesegnete Advents – und Weihnachtszeit

Pfarrer Hagen Kühne (Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Blankenburg)

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